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Nachhaltig leben ist teuer – oder nicht?

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Das ein nachhaltiges Leben teuer ist, ist sehr weit verbreitet. Ist das wirklich so? Oder ist das nur ein Vorurteil? Lass uns dem gemeinsam auf den Grund gehen!
Verschiedene Bambuszahnbürsten, unverpackte Seifen und dazwischen Geldscheine und Münzen. Es verdeutlicht die Frage ob Nachhaltigkeit teuer ist.
© FotoHelin/shutterstock.com

Inhaltsübersicht

Ab dem Moment, in dem du anfängst, dich mit dem nachhaltigen Lebensstil auseinanderzusetzen, wird dir höchstwahrscheinlich der Gedanke kommen, dass das ganz schön teuer ist. Vorweg: da ist etwas sehr Wahres dran.

Wir rechnen jedoch häufig von der falschen Seite. Statt „Bio ist im Vergleich zu teuer“, sollte es „Der Discounter ist im Vergleich zu billig“ heißen.

Was das „Green Premium“ damit zu tun hat

„Green Premium“ ist die zentrale Idee, um die es in Bill Gates Buch „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“ geht. Im deutschen bezeichnen wir dies als „Umweltprämie“.

Nehmen wir sein Beispiel: Eine durchschnittliche Gallone Kerosin kostete in den vergangen Jahren $2.22. Eine Gallone Biotreibstoff $5.35. Diesen Unterschied von $3.13 (oder 140%) ist die Umweltprämie.

Diese Umweltprämie ist keine Wissenschaft. Sie beinhaltet u.a. Annahmen über die Kosten der neuen Technologien. Zu beachten ist auch, dass die im Beispiel erwähnten fossilen Brennstoffe künstlich billig sind – der Schaden, den diese der Umwelt zufügen ist auch nicht berücksichtigt.

Diese Umweltprämie ist nicht nur bei Brennstoffen zu finden, sondern überall. Je größer die Differenz ist, desto mehr muss etwas getan werden. Das kann nur passieren, wenn gezeigt wird, dass die Verbraucher*innen das auch wollen.

Gates führt hierzu das Beispiel an, dass bei PKW’s die Umweltprämie schon immer weiter sinkt. Bei wie vielen Menschen ich inzwischen schon gehört, dass sie sich ein Elektrofahrzeug gekauft haben. Durch die Subventionen des Staates ist es (auch langfristig) eine günstigere Anschaffung für die/den Verbraucher*in.

Wieso können Fast Fashion-Marken ihre Ware so billig verkaufen?

Schauen wir uns die Fashion Industrie an. Wieso können Fast Fashion-Marken ihre Ware so billig verkaufen? Anfangen tut es damit, dass bereits die Baumwolle möglichst billig sein muss. Die Baumwollpflanze muss also schnell wachsen, viel Ertrag haben und da ist es auch egal, ob Pestizide eingesetzt werden oder nicht. Die Arbeiter*innen werden schlecht entlohnt, von den Näher*innen später in der Herstellungskette ganz zu schweigen. Ob das T-Shirt nun in Indien, USA oder Deutschland hergestellt wird und dabei Umwege auf sich nimmt, ist ihnen egal – Hauptsache billig.

Bei Fair Fashion Unternehmen wird vom Anbau der Pflanze, über die Arbeiter*innen bis hin zu kurzen Produktionswegen, sowie Verpackung auf alles geachtet und fair bezahlt. Dadurch gibt es eben meist kleinere und wenigere Kollektionen, und die Teile haben einen höheren Preis. Aber: sie haben zumeist auch eine höhere Qualität. Sie halten also länger.

Einmal kaufen statt zweimal

Damit kommen wir zu einem anderen Punkt, der in dieser Auseinandersetzung sehr wichtig ist:

Billige Ware geht zumeist sehr schnell kaputt und muss wieder ersetzt werden. Achtest du auf die Qualität, ist der Preis häufig höher, am Ende hält es jedoch Jahre.

Ich erinnere mich gerne an die Bilder und Stories von meinem Papa. Er hat so einige Hemden, die er bereits trug, als ich ein Baby war – das ist jetzt über 25 Jahre her! Einige Hemden wurden über die Jahre repariert, andere sind noch sehr gut in Schuss. Jetzt kommt gerade die Zeit, wo die besagten Hemden von Alltagshemden zu Arbeitshemden für den Garten und die Garage umdeklariert werden.

Produkte in einer besseren Qualität sind besser reparierbar. Je höher die Preisklasse ist, desto eher haben die Hersteller auch Ersatzteile auf Lager – auch nach Jahren noch.

Second Hand kaufen hat nichts mit Armut zu tun

Es gab eine Zeit, in der ich gebraucht kaufen damit verbunden habe, kein Geld zu haben und dann schlechte Qualität zu bekommen. Irgendwo ist das (mal wieder) in der Gesellschaft verankert. Dem ist jedoch nicht so, denn an dem Spruch „The Rules are Fake“ (deutsch: „Die Regeln sind falsch“) ist viel Wahres dran.

Gebraucht zu kaufen hat viele Vorteile. Die wichtigsten sind diese hier:

1. Ressourcenschonend

Es muss nichts neues hergestellt werden, Verpackungsmaterial wird eingespart und wenn das gute Fundstück sogar in deiner Nähe ist, werden noch mehr Ressourcen durch den Wegfall der Transportwege eingespart.

2. Günstiger

In 99% der Fälle sind die guten Stücke günstiger als Neuware. Es kommt natürlich darauf an, wie gut erhalten dein Fundstück ist. Meine Erfahrung bisher ist jedoch, dass selbst Neuware Second Hand einiges an Geld spart.

3. Individualität durch Einzelstücke

Erstens bekommst du Second Hand super häufig Stücke, die du neu gar nicht mehr bekommst. Zweitens bekommst du Marken zu Gesicht, die du sonst nicht auf den Schirm gehabt hättest. Und diese Stücke findest du dann auch eher seltener in deinem näheren Umkreis, als wenn du z.B. beim großen Schweden oder großen A einkaufst.

Übrigens: selbst einen Großteil meiner Elektronik kaufe ich Second Hand. Mein Macbook, iPad, Maus, Kamerazubehör – alles habe ich via Refurbish-Shops oder Kleinanzeigen gekauft. Es funktioniert!

Warum sind die Lebensmittel so viel teurer?

Hier schlägt die Umweltprämie genauso zu, wie in anderen Bereichen. Dennoch gibt es einige Tipps und Tricks, wie du günstiger einkaufen kannst.

1. Unverpackt Einkaufen

Viele denken, dass sie sich das nicht leisten können. Doch es gibt einen großen Vorteil: Du kannst in deinen gewünschten Mengen einkaufen. Nicht immer benötigst du 1kg Mehl oder einer bestimmten Reissorte. Keine*r guckt dich schief an, wenn du nur 100g Haferflocken kaufst.

Hier gibt es noch zwei weitere Vorteile:

  1. Bei vielen Produkten ist der Kilopreis günstiger – denn du bezahlst nicht für die Verpackungen.
  2. Während die Supermärkte die Preise nach der Pandemie und dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine erhöht haben, sind in den Unverpackt Läden die Preise selten erhöht worden. Bei Muttels in Hamburg wurde z.B. bei weniger als 10 der unverpackten Produkte der Preis erhöht und das auch nur minimal (bis Anfang 2023).

2. Saisonal und regional einkaufen

Schaue dir den Saisonkalender an. Speichere ihn auf deinem Handy oder drucke ihn aus. So kannst du direkt saisonaler und regionaler einkaufen. Auf Instagram teile ich meinen monatlich mit dir. Suche heraus, wo dein nächster Wochenmarkt ist – vielleicht passt das ja zeitlich für dich? Alternativen sind Obst und Gemüse-Kisten, die viele Bauern direkt nach Hause liefern oder Soziale Landwirtschaft.

3. Rette Lebensmittel und vermeide Geldverschwendung

Zu diesen beiden Themen habe ich dir in „Clever Geld sparen durch das Vermeiden von Lebensmittelverschwendung“ ganz viele Informationen zusammengefasst.

Darum ist Pflanzenmilch so teuer

Ein Diskussionsthema, was seit 2021 immer bekannter wird, ist der Steuersatz der Pflanzenmilch. Immer mehr Menschen trinken diese. Ob sie sich nun vegan ernähren oder nicht, sei dahingestellt. Ich kenne genug Menschen in meinem Umfeld, die Fleisch essen und doch gerne zur Pflanzenmilch greifen.

In Deutschland zahlen wir 19% Mehrwertsteuer auf die Pflanzenmilch. Auf Kuhmilch jedoch nur 7%. Der Grund ist, dass Milch zu den Grundnahrungsmitteln zählt, Pflanzenmilch zu den „verarbeiteten Lebensmitteln“. Muss das sein?

Bei mir geht nachhaltig einkaufen nicht

Mir ist bewusst, dass nicht bei jedem alles möglich ist. Sehr oft habe ich im Austausch mit euch gehört: „Das geht nicht, denn ich wohne auf dem Land.“ und ähnliche Aussagen, dass es in euren Gegenden nicht möglich ist.

Wenn ihr euch jedoch damit auseinandergesetzt habt, wurden großartige Möglichkeiten gefunden, um anzufangen. Es wird mit dem Saisonkalender in den Supermarkt gegangen, um saisonaler einzukaufen. Foodsharing wurde entdeckt, Großbestellungen mit Freund*innen aufgegeben. Oder es wurde ein Unverpackt Laden gefunden – im Idealfall liegt der bereits auf euren Wegen oder es ist nur ein kleiner Umweg.

Ein Vergleich: Lebensmittel einkaufen vor meinem Nachhaltigen Lebensstil vs. jetzt

Ich habe da noch etwas herausgesucht für dich:

2017, bevor ich darauf geachtet habe, was ich nun wirklich einkaufe an Lebensmitteln, habe ich ca. €300 im Monat für einen Ein-Personen-Haushalt ausgegeben.

Heute sind es zwischen €200-250. Wie mache ich das?

  • Ich überlege mir, was ich kochen möchte. Einkaufsplanung und Meal Prep sind mir sehr wichtig.
  • Ich kaufe saisonal und regional ein. Ich wähle vorzugsweise Bio- und Unverpackt Läden.
  • Ich esse vegan/vegetarisch.

Du findest mich aber auch regelmäßig im „normalen“ Supermarkt – und wähle nicht die nachhaltigste Variante. Ja, ich esse auswärts und dies ist in dem genannten Wert mit inbegriffen. Nicht häufig, das ist jedoch meine persönliche Präferenz. Ich koche gerne und viel und teile viele meiner Rezepte auch mit dir. Die meisten sind mit wenigen und günstigen Zutaten, saisonal, superleicht zu machen und sättigen sehr gut.

Verschieben von Budgets

Dieses Thema ist für mich zumeist das größte Argument, warum Nachhaltigkeit nicht immer teuer ist.

Setzt du deine Prioritäten richtig? Kennst du deine Need’s und Want’s? Der Großteil der Menschheit, dazu zähle ich auch mich, hat verlernt, die eigenen Prioritäten richtig zu setzen.

Wir kaufen lieber billig und viel, statt hochwertiger und wenig.

Seit dem Moment, in dem mir das bewusst wurde und ich meine Budgets anders gesetzt habe, spare ich Geld, Ressourcen und Zeit.

Ein Beispiel ist das Thema Supplemente. Ich mache seit Jahren viel Sport und habe früher auch eine Menge Proteinpulver & Co zu mir genommen. Seit ich mich mit Lebensmitteln auseinandergesetzt habe, habe ich angefangen ausgewogener zu essen. Und so die Proteinpulver eliminiert.

Ein anderes Thema ist Kleidung. Wie viel ich früher geshoppt habe! Wie viel Geld ich in Fast Fashion gesteckt habe! Heute habe ich noch immer super viel aus der Zeit und bin dabei, nach und nach Fair Fashion zu kaufen. Die dieses Mal auch zu meinem Stil passt…

Ich gebe weniger Geld aus, für Dinge, die bei mir nur herumstehen oder -liegen, nur damit sie auf meiner Silent-To-Do-Liste stehen. Dafür gebe ich lieber mehr Geld für Essen, Urlaub, Erfahrungen, Weiterbildung, etc. aus. Dabei hilft mir meine geliebte In & Out-Liste.

Ich sage hiermit nicht, dass jede*r sich Nachhaltigkeit in allen Bereichen leisten kann. Es gibt genügend Gründe, Lebensumstände, wieso es nicht möglich ist. Was ich hiermit und auch mit meiner gesamten Arbeit hier sagen möchte, ist, dass es Dinge gibt, die jede*r umsetzen kann – egal, in welcher Situation.

Und die Menschen, die sich die Umweltprämie, das Green Premium, leisten können, bitte ich, dies auch ab und an zu tun.

Am Ende ist unser Einkaufszettel unser Stimmzettel.

2 Kommentare zu „Nachhaltig leben ist teuer – oder nicht?“

  1. Küchenrückwand

    Der Meinung bin ich auch, teure Produkte bieten meistens mehr Qualität an als die billigen.
    Second Hand etwas benutzest abzukaufen finde ich auch nicht schlimm, denn auch da sind tolle Sachen die eigentlich meistens teurer verkauft werden aber günstiger abzunehmen sind. Auch Lebensmittel retten finde ich gut, warum weg schmeißen ?
    Ich finde, dass du hier sehr gute Argumente und Beispiele genannt hast.

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